Akku leer – Und jetzt?

Bei unseren Testfahrten mit dem fortwo electric drive kam uns der Gedanke: Was passiert eigentlich, wenn man mit einem E-Fahrzeug aufgrund eines leeren Akkus liegen bleibt?
Bei Verbrennungsmotoren hilft ein Reservekanister Sprit bis zur nächsten Tankstelle – das geht bei E-Fahrzeugen nicht. Hilft hier eine Mitgliedschaft in einem Automobilclub?

 

Wir fragten bei den drei großen Clubs in Deutschland nach: ADAC, AVD und ACE.

Grundsätzlich stimmen die Clubs darin überein, daß für E-Fahrzeuge der gleiche Leistungsumfang wie für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gilt. Das bedeutet: bleibt ein Fahrzeug liegen, wird es zu den vertraglich vereinbarten Konditionen abgeschleppt. Egal welche Ursache für das Liegenbleiben vorliegt.

Wir wollten darüber hinaus wissen: 

“Sind die Servicefahrzeuge mit Gerätschaften ausgestattet, mit denen E-Fahrzeuge zumindest nachgeladen werden können, um bis zur nächsten Steckdose zu fahren?”

ADAC: “Leere E-Fahrzeuge werden abgeschleppt. Derzeit sind nur wenige Tausend E-Fahrzeuge in Deutschland zugelassen. Damit ist eine mobile Ladeeinheit derzeit noch nicht notwendig. Der ADAC wird aber frühzeitig aufrüsten, wenn E-Autos eine Masse erreicht haben, die das rechtfertigen.” 

AVD: “Kurzfristig könnte ggf. Strom in den Werkstätten der Servicepartner abgegeben werden. Auf Grund des derzeit noch sehr geringen Fahrzeugbestands von E-Autos in Deutschland ist es auch derzeit noch nicht erforderlich, dass alle Pannenfahrzeuge mit Notstromaggregaten ausgestattet sind. Es ist immer möglich, ein unbeschädigtes Fahrzeug auf ein Abschleppfahrzeug zu verladen. Bei der Suche nach dem Defekt sind selbstverständliche viele Dinge zu beachten, da sonst Lebensgefahr besteht.”

ACE: “Es ist zwar möglich mit einem Notstromaggregat (220v – 280v) vor Ort nachzuladen, darauf wird aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen verzichtet, da die Versorgung mit einem Notstromaggregat mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde. Aus diesem Grunde werden E-Fahrzeuge mit ausgefallener Stromversorgung von uns zur nächst gelegenen Ladestation abgeschleppt.”

Unsere Meinung: Zieht man die Möglichkeit einer Schnell-Ladung in Betracht, könnte man in Zukunft mit einem Notstromaggregat z.B. den Akku eines smart fortwo electric drive in 15 Minuten wieder soweit aufladen, daß er zumindest bis zur nächsten öffentlichen Ladestation fahren kann. Diese Variante ist bei entsprechender Verbreitung von E-Mobilen mit Sicherheit wirtschaftlicher, als ein Abschleppen der Fahrzeuge.

Bis es soweit ist, interessiert den E-Mobil Fahrer aber vor allem:

“Entstehen beim Abschleppen Kosten für den Fahrer des liegengebliebenen Fahrzeuges?”

ADAC: “Nein, Pannen werden im Rahmen der Mitgliedschaftsleistungen behoben.” 

AVD: “Nein, sämtliche Tarife/Leistungen sind für Fahrer von Elektrofahrzeugen analog zu denen für kraftstoffbetriebene Fahrzeuge. Somit ist die Pannenhilfe/Abschleppung durch die Beitragszahlung abgegolten.”

ACE: “Nein, wir tragen die durch das Abschleppen entstehende Kosten bis max. 75 km in Inland und 100 km im Ausland.”

Das klingt schonmal gut, eine Club-Mitgliedschaft lohnt sich also in jedem Fall bei einem E-Mobil, zumal die Clubs sich bereits heute auf ein Wachstum der e-Mobilität vorbereiten. Das entnehmen wir den Antworten auf unsere Frage:

“Wie soll in Zukunft mit dem Thema umgegangen werden?”

ADAC: “Alle Techniker des ADAC sind zu EuP qualifiziert.  Das heißt sie sind “Elektrisch unterwiesene Personen”, so nennt sich die Ausbildung. Der Service wird entlang den Anforderungen bei Zunahme der Pannenvolumen bei E-Fahrzeugen kontinuierlich weiter entwickelt.”

AVD: “Wir sind gerade dabei, alle Servicepartner des AvD zur elektrotechnisch unterwiesenen Person (EUP) an Hochvolt-Systemen und Hybridtechnologien im Fahrzeug (gemäß BGI-GUV 8686) ausbilden (= alle AvD Servicepartner sind dann offiziell zertifiziert).”

ACE: “An erster Stelle steht für uns die korrekte Fehlerdiagnostik. Fit gemacht werden unsere Helfer auch für die Pannen-Diagnostik an Hybridfahrzeugen und Elektroautos.
 Herkömmliche Pannenhilfe mittels „Gerätschaften“ ist aber begrenzt, weil im Fall der Hochvolt-Problematik Zertifizierungen erforderlich sind, um Fehler im Akkupaket zu beheben.
Selbst Premiumhersteller wie Mercedes lassen „Pannen“ nur von einem kleinen Kreis zusätzlich geschulter und lizenzierter Mechatroniker beheben.”

Während ADAC und AVD auf eine Zertifizierung der Techniker setzen, verlässt sich der ACE derzeit auf das geschulte Personal in den Fachwerkstätten.

Abschließend wollten wir wissen:

“Gab es bereits Fälle von liegengebliebenen E-Fahrzeugen, bei denen Ihr Automobilclub tätig werden musste?”

ADAC: “Ja, allerdings sehr wenige Fälle.”

AVD: “Da es zum Einen bislang noch sehr wenige Elektrofahrzeuge im Privatgebrauch gibt, und zum Anderen diese meist über Mobilitätgarantie seitens des Herstellers gebunden sind, ist dies bei uns noch nicht die Regel. Allerdings sind viele unserer Servicepartner auch für Hersteller tätig, und helfen E-Fahrzeugen in diesem Zusammenhang.”

ACE: “Unserer Pressestelle liegen derzeit keine einschlägigen Leistungsnachweise aus unserem Notruf vor. Wir können aber auch nicht ausschließen, dass der ACE auf besagtem Gebiet schon tätig geworden ist.”

Unterm Strich scheinen Pannen mit E-Mobilen bei den Automobilclubs noch kein großes Thema zu sein. Das ist natürlich einerseits auf die geringe Verbreitung der Fahrzeuge zurückzuführen. Andererseits ist der technische Aufbau eines Elektrofahrzeuges weniger anfällig als der eines Verbrennungsmotors. Betrachtet man die Verteilung der Pannenursachen beim ADAC, fällt auf, daß insgesamt ca. 30% der möglichen Defekte bei Elektrofahrzeugen schlagartig entfallen:

ADAC Pannendiagramm

Wir danken den Mitarbeitern von ADAC, AVD und ACE für die freundliche und kompetente Beantwortung unserer Fragen.

 

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